Herr der Lügen
Eine übertrieben wahre Lügengeschichte Ursendung DLF Kultur 2021 Regie: Cordula Dickmeiß Deutscher Kinderhörspielpreis 2021
Hieronymus »Ronny« Müller möchte Freunde finden, aber niemand beachtet ihn. Erst als er beginnt, von seinem Großvater zu erzählen, der unfassbar spannende Abenteuer erlebt hat, erwacht das Interesse seiner Mitschüler. Immer mehr dieser aufregenden und unglaublichen Geschichten wollen sie von ihm hören. Und so muss Ronny jeden Abend wieder in dem verstaubten Buch lesen, das er aus einem Antiquariat geborgt hat. Es handelt vom Freiherrn von Münchhausen, den Ronny kurzerhand als seinen Opa ausgegeben hat, schließlich tragen sie denselben Vornamen, Hieronymus.
Schon bald kann Ronny erzählen wie der Baron selbst, ja, er erzählt sich selbst hinein in die Geschichten, mittendrin ist er jetzt und live dabei, wenn er seinen »Opa« auf der Jagd begleitet und sie – weil ohne Munition – auf einen Hirsch mit glattgelutschten Kirschkernen schießen, worauf dem Tier ein Baum aus der Stirn wächst!
Wedat und Kalida lassen sich mitnehmen in diese Abenteuer, nur Tessa bleibt skeptisch: Lässt sich ein Kätzchen, das von einem Hund verschlungen wurde, mit Milch aus seinem Magen locken? Ja, denn Ronny war dabei! Endlich scheint auch Tessa überzeugt – wie erleichternd für Ronny.
Doch dann fragt Tessa nach der Geschichte, die Ronnys »Opa« mit dem halbierten Pferd erlebt hat. Was? Woher weiß sie davon? Und warum hat sie die Schülerzeitung herbestellt? Und das Fernsehen! Ronny will den Baron und seine Geschichten so schnell wie möglich loswerden – und bringt das Buch zurück ins Antiquariat, wo er es – und das ist die Wahrheit – geklaut hatte und nicht geborgt.
Wahrheit und Lüge gelten als Gegensätze. Wie alle Widersprüche sind sie letztlich eins. Oder? Der nächste Satz ist jedenfalls eine Lüge. Und der vorige Satz ist die Wahrheit.
Pralle / Schmidt auf kinderundjugendmedien.de:
Thilo Reffert präsentiert in Herr der Lügen – ähnlich wie in Faustinchen oder seinem Pinocchio-Hörspiel – einen bekannten literarischen Stoff in einem ganz neuen Gewand. Die bekannten Lügengeschichten Münchhausens, die von Rudolf Erich Raspe und Gottfried August Bürger, aber auch von Erich Kästner und anderen erzählt und immer wieder in Film und Hörspiel adaptiert worden sind, werden hier mit Kreativität, Witz und Spannung neu bearbeitet. Dabei zeigt Reffert auf unterhaltsame Art und Weise, was Lügen bedeutet und welche Folgen es haben kann. Gleichzeitig wird die Botschaft transportiert, dass es wichtig ist, der »Herr« seiner Lügen zu bleiben, sodass diese nicht aus dem Ruder laufen – ähnlich wie bei Münchhausen. Durch die Vermischung der Erzählungen von Ronnys erster Schulwoche und den Lügenschichten Münchhausens ist das Hörspiel zwar komplex, für Kinder ab sieben Jahren sollte die Handlung trotzdem bereits nachvollziehbar sein.
Quelle: Marie Pralle und Anna Schmidt: Herr der Lügen. Eine übertrieben wahre Lügengeschichte (Hörspiel). In: KinderundJugendmedien.de. Erstveröffentlichung: 15.11.2021. (Zuletzt aktualisiert am: 15.11.2021). URL: https://www.kinderundjugendmedien.de/kritik/hoerspiele-und-buecher/5844-herr-der- luegen-eine-uebertrieben-wahre-luegengeschichte-hoerspiel. Zugriffsdatum: 20.12.2021.