Unkraut vergeht nicht
(ab 14) Uraufführung 2009, Stendal
Rudolf L. ist 72 Jahre alt, als ihn die Geschichte einholt. Ein Historiker hat die Akten des Falles gefunden, ein Autor interessiert sich dafür, schreibt einen Brief an Rudolf L. Als der diesen Brief liest, steht er plötzlich inmitten seiner Erinnerungen: Wie alle ihn Rudi nannten, damals. Wie er Flak-Granaten-Splitter sammelte und wie Tante Piehler ihm Kartoffelpuffer machte. Damals, 1944. Und diese Tante Piehler ist damals zum Tode verurteilt worden?
Der 72-jährige Rudolf fühlt sich in die Zeit zurückversetzt, zurück zu Mutter und Vater, in die Küche mit dem Grudeofen, zurück zu den Nachbarn, in den Luftschutzkeller, und zurück in den Gerichtssaal, wo er als 8-Jähriger im Fall der Anna Piehler ausgesagt hat. Halb erkennt er sie wieder, diese längst vergangene Welt, halb steht er staunend davor, hört Sirenen und Bomberstaffeln und die Führerwitze des Nachbarn, der ihm auch erklärt, »warum die Piehlern so eine ist«.
Die Rollen der Eltern und der Nachbarn, von Richter und Staatsanwalt werden von (mehrfach besetzten) Schauspielern gespielt, sie sind die lebendigen Erinnerungen des kleinen Rudi. Nur Anna Piehler, die 72-jährige Witwe, die zum Tode verurteilt wurde für einen Diebstahl, den man ihr nicht beweisen konnte (den sie aber gleichwohl begangen hatte), nur diese alte Dame, Tante und Oma zugleich für Rudi, diese Frau tritt niemals auf. Sie ist die leere Mitte all seiner Erinnerungen, er muss sie schon selbst spielen, Rudolf L., jetzt, da er so alt ist wie sie, damals 1944.
»Wenn ihr diesen Prozess gewinnt, seid ihr verloren«
Im Theaterstück tritt die Figur Anna Piehler nicht selbst auf. In der Kurzgeschichte von Thilo Reffert erzählt sie die Geschichte aus ihrer Sicht. Die authentische Geschichte der Anna Piehler lesen - hier: